„Das Projekt der Musikalischen Grundschule wurde ursprünglich
als Kooperationsprojekt der Bertelsmann Stiftung und
des Hessischen Kultusministeriums entwickelt und in
der Schulpraxis erprobt. Anschließend wurde das
Projekt auch in anderen Bundesländern umgesetzt.
In Schleswig-Holstein wird das seit 2019 in Kooperation
der Bertelsmann Stiftung und dem Land Schleswig-Holstein
umgesetzt.“1
Als im Jahr 2019 die erste Staffel der Musikalischen
Grundschule an den Start ging, erwirkte unsere Schule
einen Lehrerkonferenz- und Schulkonferenzbeschluss für
die Teilnahme am ersten Zertifizierungsdurchgang. Wir
freuten uns sehr, dass wir zu den ausgewählten
Schulen gehörten, die das Abenteuer Musikalische
Grundschule antreten durften. Beworben hatten wir uns,
um unsere musikalische Profilierung weiter zu festigen.
Wir wollten Musik an unserer Schule noch breiter aufstellen
und das gesamte Kollegium, alle Klassen und sehr gern
mittelfristig auch die Elternschaft einbinden.
„Musik kann Brücken bauen. Weil Kinder leicht
für Musik zu begeistern sind, finden sich in der
Musik und über Musik vielfältige Wege, die
Stärken jedes Kindes aufzudecken, anzusprechen
und damit positive und nachhaltige Lernerfahrungen zu
ermöglichenunabhängig von Sprache, Herkunft
und Bildungsstand. Den Weg zur Musikalischen Grundschule
gestaltet jede Schule individuell. Das bedeutet, dass
jede Schule eigene Schwerpunkte aus den folgenden Bereichen
setzen kann: Musik bereichert das Schulleben z.B. durch
aktive Musikpausen, MusikProfilklassen, Musik-Arbeitsgemeinschaften,
Kooperationen mit Musikschulen oder Tageseinrichtungen,
außerschulischen MusikLernorten. (
) Die Musikalische
Grundschule nutzt Musik als Medium und Motor für
einen ganzheitlichen Schulentwicklungsprozess. Ziel
dieser Entwicklung ist es, eine methodisch und didaktisch
lebendige Schule für und mit allen Beteiligten
zu gestalten. Grundlegend für die schulspezifische
Gestaltung des Entwicklungsprozesses ist das gemeinsame
Interesse des Kollegiums und der Ganztagskräfte,
sich als Musikalische Grundschule zu profilieren. Da
auch Eltern sowie Schülerinnen und Schüler
beteiligt werden können, wird die Entwicklung zur
Musikalischen Grundschule für die ganze Schulgemeinschaft
transparent und bedeutsam. Der schulische Entwicklungsprozess
wird angeleitet von zwei Trainingslehrkräften (davon
eine Musiklehrkraft) aus dem Kollegium. Die jeweilige
Schulleitung wirkt unterstützend.“2
Für unser Kollegium gingen zunächst Frau
Juhász als Musiklehrkraft und Eva Focke als „Nichtmusikerin“
an den Start. Frau Stahmer übernahm hier den Anteil
der Schulleitungsaufgaben. Nach dem Ausscheiden Frau
Fockes übernahm Frau Biering ihren Teil der Aufgaben.
Als wir uns um die Teilnahme an der Zertifizierung
für die musikalische Grundschule bewarben, spielte
Musik bereits täglich eine große Rolle im
Schulleben. Unser Ziel war es, unsere Profilierung durch
eine zielgerichtete Schulentwicklung in der Öffentlichkeit
noch wahrnehmbarer zu machen und allen an Schule Beteiligten
noch einen intensiveren Zugang zur Musik zu ermöglichen.
Die Rückmeldung zum bestehenden musikalischen Profil
durch Elternschaft, Schulträger und Öffentlichkeit
ist seit vielen Jahren ausgesprochen positiv. Das Kollegium
trägt die Ausrichtung der Schule nach Kräften
und sehr positiv mit. Wir erhofften uns also, von einem
vermutlich recht hohen Niveau des musikalischen Lebens
im Rahmen einer Professionalisierung breiter und vor
allem tiefer in Planung um Umsetzung aufgestellt zu
sein.
Wir begannen die Teilnahme an diesem Projekt im Spätherbst
2019 mit der Auftaktveranstaltung. Noch beim ersten
Modul und der damit verbundenen Vorstellung der Schulen
war unsere Zukunftsvision ausschließlich orientiert
am Rahmen dessen, was bereits an unserer Schule durchgeführt
wurde.
Im März 2020 mussten wir dann jedoch feststellen,
wie schnell die Normalität eine ganz andere war
und wie schnell ganz andere Baustellen und Handlungsgrundlagen
den schulischen Alltag bestimmen würden. Musik
spielte plötzlich eine nachrangige Rolle ‒
nicht zuletzt, da weder Gesang noch der Gebrauch des
Schulinstrumentariums gestattet war und die Musiklehrer
erst einmal ihre Gesamtaufstellung mit dem Fachcurriculum
abgleichen und vollkommen neue Thematiken und Herangehensweisen
anbahnen mussten.
Das breit aufgestellte additive Unterrichtsangebot
wie Wahlpflichtunterricht, Arbeitsgemeinschaften und
unser Chor entfiel über weite Strecken der Zeit
vollständig, wurde dann in Zeiten des Kohortenlernens
oder der Zeit des Unterrichts in halben Lerngruppen
in immer neuen Varianten wieder aufgegriffen und wieder
geändert.
Es war bitter zuzusehen, wie die Arbeit, die über
viele Jahre in die musikalische Profilierung geflossen
war, immer weiter ins Hintertreffen geriet ‒ und die
Anzahl der Kinder der Grundschule, die noch eigene Chorerfahrungen
sammeln durften oder noch Konzerte erlebt hatten, immer
weniger wurden. Gleichzeitig war das Kollegium erschöpft
und mit der Bewältigung des Alltages ausgelastet.
Genau dieser Moment hätte der Augenblick sein
können, zu dem ein musikalisches Profil auch auf
Fürbitte des Kollegiums hätte eingestellt
werden können. Zur Freude des MuGS-Tandems und
der Schulleitung war dies nicht der Fall und das Kollegium
sowie die Elternschaft war bereit, das Projekt „Musikalische
Grundschule“ weiter zu verfolgen.
Priorisierter Wunsch aller Beteiligten war und ist
die Wiederbelebung des ursprünglichen Profils mit
all den dazugehörenden Angeboten. Unser ursächliches
Ziel, von diesem Niveau ausgehend nach Professionalisierung
zu streben, wurde schweren Herzens zunächst vertagt.
Auch die Wiederbelebung lässt sich nicht in allen
Bereichen gleich gut darstellen. Stattdessen haben wir
gelernt, kleinere musikalische Brötchen zu backen
‒ und dabei haben wir tatsächlich auf das geschaut,
was in den einzelnen Klassen schon läuft ‒ trotz
oder wegen Corona. Wir haben auch gelernt, und uns darüber
unheimlich gefreut, dass gar nicht immer nur die Facultas-Musiklehrkräfte
die Ideengeber sind, sondern hervorragende Ideen und
umsetzbare Ansätze in der breiten Masse des Kollegiums
vorhanden sind. Und schließlich haben wir gelernt,
dass offenkundig das musikalische Profil nicht nur von
allen mitgegangen wird, sondern so sehr zu unserer Schule
gehört, dass es allen Widrigkeiten zum Trotz aktiv
fortgeführt wird. Kleiner, anders ‒ aber definitiv
fortgeführt.
An dieser Stelle möchten wir zukünftig über
den aktuellen Stand der MuGS informieren, um Eltern
und Freunden der Schule den Bereich der musikalischen
Schulentwicklung transparent zu machen.
Für das MuGS-Tandem Daniela
Juhász und Sara Biering
__________
1) Flyer zur Musikalischen
Grundschule Schleswig-Holstein. IQSH: 2022.
2) Ebd.
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