Ehrlich gesagt hatten sich die Zweitklässler
das Wetter für diesen Musikausflug, auf den sie
schon seit Wochen hinfieberten, ganz anders vorgestellt.
Es goss leider ununterbrochen in Strömen
Die Blicke der Kinder gingen zweifelnd Richtung Himmel,
die Regenjacken, Gummistiefel, Matschhosen und Regenschirme
wurden gezückt und es ging los ‒ erst einmal
zu Fuß bis zum ZOB in Böklund.
Nach einiger Wartezeit kam der Bus nach Flensburg,
den unsere Kinder bis auf wenige freigebliebene Plätze
füllten. Die Fahrt ging über kurvige Straßen
bis nach Flensburg ‒ hier stiegen wir schon wieder
an einem ZOB aus, nur war der wesentlich größer
als in Böklund.
In Flensburg war das Wetter dann noch etwas schlechter
‒ man mag es kaum glauben. Wir setzten uns in
den unteren Bereich der Holmpassage an die Fenster und
legten erst einmal eine Frühstückspause ein.
Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Spielplatz
an der Hafenspitze. Unsere Zweitklässler verhielten
sich vorbildlich, sodass sogar bei wirklich miserablem
Wetter ein wenig Spiel- und Tobezeit möglich war.
Anschließend machten wir uns zu Fuß auf
den Weg zum Stadttheater. Dort kamen wir schließlich
ziemlich nass und nicht mehr ganz sauber an, sodass
es gut war, dass wir uns dort erst einmal die Hände
waschen konnten.
Die Aufregung der Kinder stieg ins Unermessliche, als
wir endlich unsere Plätze fanden und auf den roten,
plüschigen Klappsitzen Platz nahmen. Wenig später
ging das Licht aus ‒ einige Kinder erschraken
sich vor der plötzlich eintretenden Dunkelheit.
Als aber der riesige, rote Vorhang aufging, wurde gleich
wieder gelacht.
Auf der Bühne stand ein als Käfer verkleideter
Tänzer, der eine lustige Phantasiesprache sprach
und sich sehr über den vollbesetzten Theatersaal
freute. Schnell betraten auch andere Tiere die Bühne,
die wir alle schon aus dem Musikunterricht kannten.
Alle Tiere hatten tolle Kostüme an, in denen echte
Balletttänzerinnen und -tänzer steckten.
Es war bestimmt eine Herausforderung, mit einem Regenschirm
auf dem Rücken langsam als Schildkröte über
die Bühne zu tanzen, als doch recht voluminöser
Elefant im Bikini durch das Aquarium zu schwimmen und
fast als Punk verkleidet wie ein stolzer Hahn über
die Bühne zu schreiten. Der Esel wirkte freundlich
und verschlafen, der Löwe stritt mit dem Hahn,
die Fossilien wurden durch einen Teil eines menschlichen
Skeletts dargestellt und aufgeregte Vögelchen flatterten
über die Bühne.
Die meisten Sätze kannten die Kinder der zweiten
Klasse bereits aus dem Musikunterricht, aber die tolle
Darbietung der Tänzer wäre auch gut zu verstehen
gewesen, wenn die Kinder nicht schon selbst zur Musik
getanzt, gespielt und musiziert hätten.
Der absolute Hingucker war jedoch der weiße Schwanz,
der im Spitzentanz über die Bühne schwebte.
Das Kostüm hätte aus der Nussknackersuite
stammen können und nahezu allen Zweitklässlern
entwischte ein ergriffener Seufzer, als die Ballerina
mit winzigen Spitzenschritten auf die Bühne tippelte.
Nach der Pause kam die Jazz-Suite von Dimitrij Schostakowitsch
zur Aufführung. Nun waren viele Insekten auf der
Bühne ‒ ein Marienkäfer, ein Grashüpfer
und viele verschiedene Käfer ‒ und versuchten,
einem Gaunerpärchen den Picknick-Korb abzuluchsen.
Während das Gaunerpaar das im Korb befindliche
Geld hütete, wollten die Insekten lieber an die
ebenfalls im Korb befindlichen Nahrungsmittel kommen.
Aus der Jazz-Suite kannten die Kinder der zweiten Klassen
nur den Walzer Nr. 2. Sie waren daher begeistert, dass
die übrigen Sätze ähnlich mitreißend
und schwungvoll waren. So fieberten die Kinder mit den
Insekten mit und spendeten reichlich Szenenapplaus für
besonders gelungene Tanzeinlagen. Im Foyer des Theaters
wurden verstohlen Spagatsprünge und anmutige Drehungen
wie auf der Bühne gesehen, nachgespielt.
Mit einem Hoffnungstaler-Bus ging die Fahrt im Anschluss
an die Aufführung wieder nach Böklund. Noch
im Bus wurde sich rege über das Gesehene ausgetauscht.
Die Rückmeldungen reichten von „Best Schultag
ever“ über „Wann fahren wir wieder
zum Karneval der Tiere bis hin zu „Das war soooooo
schön!“.
Viel zu schnell ging also dieser Ausflug zu Ende und
der musikalische Bühnenteil muss insgesamt so schön
gewesen sein, dass die nassen Schuhe, klammen Jacken
und kalt-nassen Hosenbeine ganz in den Hintergrund rückten.
Als wir mit dem Bus zur Schule zurückfuhren, schien
sogar ein wenig die Sonne, bevor dann ein heftiger Sturm
einsetzte.
Für alle Kinder der zweiten Klassen,
DJ
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