Anschrift Auenwaldschule

 
Wir begegnen blinden und sehbehinderten Menschen

07.03.2013
 

Wie orientiert man sich bloß im Straßenverkehr, wenn man die Autos nicht sehen kann?
Wie bekommt man die Zahnpasta auf die Zahnbürste, wenn man nicht sieht, wie viel Pasta aus der Tube quillt?
Wie steigt man Treppen, wenn man sie nicht sehen kann?
Und wie merkt man, dass die richtige Bushaltestelle erreicht ist, wenn man nicht sieht, wo man gerade ist und die Haltestelle nicht angesagt wird?

Diese und viele, viele Fragen mehr brannten den Schülerinnen und Schülern der dritten und vierten Jahrgangsstufe förmlich auf den Lippen, nachdem sie im HSU über das Auge, das Sehen und Augenerkrankungen gesprochen hatten. Das Arbeitsmaterial, Brillen, die eine Sehbehinderung simulieren und viele Anregungen hatte uns der DBSV ‒ Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. ‒ kostenlos zur Verfügung gestellt. Gemeinsam mit den HSU-Lehrerinnen besprachen diese Klassen bereits im Vorfeld, wie das Auge funktioniert, wie sich Erkrankungen am Auge äußern können und welche Probleme Menschen mit einer Sehbehinderung haben. Schließlich ist es nicht selten, dass Menschen erblinden oder ihre Sehkraft deutlich eingeschränkt ist. Frau Falk, die erste Vorsitzende für den Kreis Schleswig-Flensburg, hatte die Begegnung Schule und Sehbehinderung angeregt und organisiert.

Dann war es endlich soweit und drei Mitglieder des DBSV kamen uns in der Schule besuchen. Hier konnten unsere Schülerinnen und Schüler endlich alle Fragen loswerden und bekamen viele sehr informative Antworten. Mit viel Humor und einer großen Lebensfreude gaben uns blinde und sehbehinderte Menschen einen Einblick in ihren Alltag. Es wurde vermittelt, wie ein Leben ohne Augenlicht gut gelingen kann und viele Hilfsmittel, wie Lupe, sprechende Uhren und Telefone, besondere Gesellschaftsspiele und Geldzählhilfen wurden gezeigt und ausprobiert.

Alle Kinder hatten sich mit der Braille-Schrift auseinandergesetzt und schon probiert, in diesem Alphabet zu lesen und zu schreiben. So ganz vorstellen, dass man nur mit den Fingerspitzen die Buchstaben ertasten kann, konnten sich einige Schüler aber dann doch nicht. Auf einem Arbeitsbogen des DBSV war auch ein Satz geschrieben. Ein Schüler der dritten Klasse flüsterte mir vorher noch leise ins Ohr, wie dieser Satz lautete und schließlich wurde er von unserem Besuch flink ertastet und vorgelesen: „Da steht: Wie geht es dir?“ Und nach einer Pause fügte er hinzu: „Und jede Frage verdient auch eine Antwort! Mir geht es großartig!“

Ein besonderes Erlebnis war es, mit einer besonderen Schreibmaschine Braille- Schrift zu schreiben. Es war eine fast mathematische Knobelei, denn die einzelnen Punkte tragen Nummern und werden gemäß dieser Nummerierung über die Tastatur in das Papier gestanzt. Einige Schüler schrieben ihre Namen. Das war gar nicht so einfach. Anschließend las unser blinder Besuch vor, was die Schüler geschrieben hatten. Und leider auch unsere Tippfehler ‒ aber das mit einem breiten Lächeln im Gesicht.

Nachdem alle dritten und vierten Klassen diese Chance auf ein Gespräch und das Ausprobieren verschiedener Hilfsmittel genossen hatte, trafen wir uns alle in der Aula. Dort wurden einige Spiele gespielt. Es galt, mit einem Klingelfußball zwei sitzende Personen, die dem Spieler verbal halfen, den Ball zu dirigieren, in Form einer Acht zu umrunden. Anschließend spielten fast alle Kinder eine Runde Kegelfußball. Obwohl wir noch kurz vor dem Absenken der Augenbinde alle Kegel gesehen hatten, war es gar nicht so leicht, sie tatsächlich auch zu treffen.

Alle Schülerinnen und Schüler haben an diesem Tag sehr viel mitgenommen. Am stärksten beeindruckten die Anwesenden einige Aussagen der Teilnehmer: „Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer ist, auch nur ein paar Meter ohne zu gucken zu laufen“, „Ich bewundere diese Menschen dafür, wie gut sie alles schaffen“, „Dürfen wir Sie wieder einladen?“. Aber auch die Aussage unseres Besuches: „Wenn ich wählen dürfte, ob ich sehen kann oder nicht, würde ich mich dafür entscheiden, nicht zu sehen. Denn das wäre ja so, als würde ein Sehender von heute auf morgen nicht mehr sehen. Ich müsste alles von vorn lernen und würde mich gar nicht mehr zu Recht finden. So schaffe ich alles allein.“

DJ

 

 

pdf-Datei

April 2013

„Guck mal!“
Südangeln Rundschau (KB)

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16.03.2013

Geräusche-Memory und Blindenfußball
Schleswiger Nachrichten
(448 KB)

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„Guck mal!“ für die Großen

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Letzte Aktualisierung am:
04.06.2021
 
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