In diesem Schuljahr arbeiteten bereits die dritte
und vierte Jahrgangsstufe am Projekt „Wir begegnen
blinden und sehbehinderten Menschen“ und die Klasse
2a erhielt Besuch vom Landesförderzentrum Sehen.
Unseren Schülerinnen und Schülern wurde dabei
in verschiedenen Angeboten vermittelt, dass Menschen
mit einer Behinderung ganz selbstverständlich Teil
unserer Gesellschaft sind und uns allen eine Menge beibringen
können. Nicht immer ist es für uns selbstverständlich,
auf Menschen mit einem Handicap zuzugehen und oft sind
wir unsicher, wie wir mit der Behinderung umgehen dürfen.
Kann man sich denn überhaupt vorstellen, wie es
ist, mit einer Behinderung zu leben?
Es ist uns ein Anliegen, unseren Schülerinnen
und Schülern zum einen die Unsicherheiten im Umgang
mit Menschen mit Beeinträchtigungen zu nehmen und
zum anderen an unserer Schule ein Umfeld zu schaffen,
dass Inklusion möglich macht. Erst wenn für
uns alle das gleichberechtigte Miteinander aller Menschen
‒ unabhängig von einer Beeinträchtigung
‒ selbstverständlich ist, lebt Inklusion.
In diesem Schuljahr steht das Thema „Sehen“
im Mittelpunkt ‒ auch bei unseren jüngsten Schülerinnen
und Schülern und den Kindern, die bald unsere Schule
besuchen werden. Wir nutzten den Besuch der Kindergartenkinder
in unserer Schule, um uns diesem Thema gemeinsam spielerisch
zu nähern und einmal selbst auszuprobieren, was
es bedeutet, mit einer Beeinträchtigung zu leben.
Seit wenigen Wochen können über das IQSH
„Barri-Boxen“ ausgeliehen werden, die Material
zum Thema „Barrierefreie Schule“ enthalten.
Hier werden verschiedene Bereiche unter Einsatz kindgerechter
Materialien und mit hohem Handlungsbezug aufgearbeitet.
Dieses Material, viele eigene Ideen und selbst erstellte
Spiele wurden genutzt, um die Kinder an eine Auseinandersetzung
mit dem Themenschwerpunkt „Menschen mit Behinderungen“
heranzuführen.
So entdeckten die Kinder, wie blinde Schulkinder lesen
und schreiben lernen, wie man ohne hinzusehen erfahren
kann, wie spät es ist, dass man Landkarten auch fühlen
kann und wie man mit einem Taststock sicher durch einen
Raum gehen kann.
Kalle Knopf, ein Bilderbuch für blinde Kinder, nahm
alle Kinder besonders gefangen. Die Abenteuer, die ein
kleiner Knopf erlebt, wurden gehört und dann tastend
nachgefühlt. Kalle reiste in einen Bindfadenwald, in
einen Waschlappen und traf jede Menge Freunde - sogar
andere Knöpfe.
Anschließend wurden die unterschiedlichen Spielstationen
erobert. In den Tastkästen galt es, unterschiedliche
Gegenstände zu ertasten (besonders schwer fiel
es, eine Windel und eine Packung Papiertaschentücher
zu erkennen), den eigenen Namen in Braille-Schrift zu
stecken, ohne hinzusehen nach mündlicher Anleitung
ein Dreieck zu zeichnen und beim Geräusche-Memory
je zwei gleiche Geräusche zu finden. An einer Tastschnur
hingen viele unterschiedliche Gegenstände, die
erst einmal ertastet und dann in der möglichst
richtigen Reihenfolge benannt werden sollten. Ein „Mensch-ärgere-dich-nicht“-Spiel
für Menschen mit einer Sehbehinderung wurde unter
besonderen Bedingungen gespielt. Eine Brille simulierte
eine starke Sehbeeinträchtigung, so dass mit Mühe
die Farben, aber kaum die Formen und das Spielfeld erkannt
werden konnten. Hier halfen die Vertiefungen, in die
die Spielfiguren gesetzt werden konnten und erhabene
Pfeile, die die Laufrichtung angaben. Auch ein Fühlmemory
war gar nicht so einfach zu spielen ‒ hier sollten
ohne hinzusehen unterschiedliche Oberflächen erkannt
und zugeordnet werden. Das Spiel mit einem Klingelball,
den man wohl nicht sieht, aber dafür gut hören
kann, fiel dafür kaum einem Kind schwer.
Die Kinder spielten in Tandems ‒ ein Kindergartenkind
eroberte mit einem Schulkind der ersten Klasse die gestellten
Aufgaben und Spiele. Das Finden der Partner war gar
kein Problem: „Wir haben doch den gleichen Kindergarten
besucht“ oder „Wir kennen uns von früher“
waren oft gehörte Aussagen der Kinder.
DJ
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