„Traurig“ und „Gruselig“
das waren Wörter, die die
Religionsschülerinnen und -schüler der Klassen 3 und
4 auf die Frage antworteten, was ihnen einfällt, wenn
sie an einen Friedhof denken.
Tatsächlich waren aber die wenigsten von ihnen jemals
bewusst über einen solchen gegangen. Zugegeben ist ein
Friedhof natürlich kein klassisches Ziel für einen Ausflug
oder einen schönen Spaziergang. Im Zuge unserer Unterrichtseinheit
„Tod und Trauer“ bietet es sich aber durchaus an, ihn
als Lernort zu nutzen.
So machten sich die Gruppen an unterschiedlichen Vormittagen
auf den Weg zum Friedhof in Böklund. Bevor wir durch
das Tor auf das Friedhofsgelände traten, besprachen
wir noch mal die Verhaltensregeln und die Kinder setzten
sie wie selbstverständlich um.
Alleine, in kleineren oder auch größeren
Gruppen schwärmten sie aus und schauten sich um.
Viele staunten über liebevoll geschmückte
Gräber und imposante Grabsteine. Der ein oder andere
entdeckte sogar ihm bekannte Namen und einige hielten
auch bewusst Ausschau nach den Namen Angehöriger.
Es wurde anhand der Daten auf den Grabsteinen gerechnet,
wie alt die verstorbene Person geworden ist und festgestellt,
dass auch ganze Familie gemeinsam in Familiengräbern
beerdigt werden können.
Schnell entdeckten einige Kinder auch die großen Steine
und das große Kreuz in einem Teil des Friedhofs. Als
Gruppe besprachen wir, dass dies Denkmäler für die Gefallenen
der Weltkriege aus den umliegenden Gemeinden sind und
anhand der Jahreszahlen ließ sich leicht herausfinden,
welches Denkmal dem ersten und welches dem zweiten Weltkrieg
zuzuordnen ist. Auch die Denkmäler, die dem Deutsch-Dänischen
Krieg gewidmet sind, entdeckten einige aufmerksame Kinder
und konnten allen weiteren diese zeigen.
Aus dem Unterricht wussten die Schülerinnen und
Schüler bereits, dass es nicht nur Gräber
für Särge, sondern auch für Urnen gibt.
Die Urnengräber, die sich an unterschiedlichen
Stellen auf dem Friedhof befinden, machten wir schnell
ausfindig und eine Gruppe entdeckte sogar ein Urnengrab,
das gerade frisch ausgehoben und für die Beisetzung
vorbereitet worden war.
Warum es Gräber gibt, auf denen nur ein Holzkreuz
steht und ein großer Erdhügel ohne Bepflanzung
aufgeschüttet ist, konnte sich kaum ein Kind selbst
erschließen. Unsere Praktikantin Frau Siewertsen
erwies sich hier aber als richtige Expertin und konnte
erklären, dass die Särge samt aufgeschütteter
Erde noch bis zu einem halben Jahr absacken konnten,
bevor das Grab fertiggestellt und hergerichtet werden
kann.
Die Stimmung während und auch nach den Friedhofsgängen
war größtenteils geprägt von großem
Interesse, interessanten Entdeckungen und dem Respekt
vor diesem Ort.
Viele Kinder stimmten darin überein, dass der
Friedhof auch ein schöner Ort sein kann, andere
konnten ihre Stimmung nur schwierig in Worte fassen.
Wieder andere blieben bei ihrer vorherigen Vermutung,
dass es bei ihnen eine traurige Stimmung auslöst,
zu wissen, dass sie gerade vor der Grabstätte eines
Menschen stehen.
Das Wahrnehmen all dieser Eindrücke und der Austausch
darüber tragen zu einer bewussten Auseinandersetzung
mit dem Thema Tod und Trauer bei.
SB
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