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Der Friedhof als Lernort

Februar 2023
 

„Traurig“ und „Gruselig“…das waren Wörter, die die Religionsschülerinnen und -schüler der Klassen 3 und 4 auf die Frage antworteten, was ihnen einfällt, wenn sie an einen Friedhof denken.

Tatsächlich waren aber die wenigsten von ihnen jemals bewusst über einen solchen gegangen. Zugegeben ist ein Friedhof natürlich kein klassisches Ziel für einen Ausflug oder einen schönen Spaziergang. Im Zuge unserer Unterrichtseinheit „Tod und Trauer“ bietet es sich aber durchaus an, ihn als Lernort zu nutzen.

So machten sich die Gruppen an unterschiedlichen Vormittagen auf den Weg zum Friedhof in Böklund. Bevor wir durch das Tor auf das Friedhofsgelände traten, besprachen wir noch mal die Verhaltensregeln und die Kinder setzten sie wie selbstverständlich um.

Alleine, in kleineren oder auch größeren Gruppen schwärmten sie aus und schauten sich um. Viele staunten über liebevoll geschmückte Gräber und imposante Grabsteine. Der ein oder andere entdeckte sogar ihm bekannte Namen und einige hielten auch bewusst Ausschau nach den Namen Angehöriger. Es wurde anhand der Daten auf den Grabsteinen gerechnet, wie alt die verstorbene Person geworden ist und festgestellt, dass auch ganze Familie gemeinsam in Familiengräbern beerdigt werden können.

Schnell entdeckten einige Kinder auch die großen Steine und das große Kreuz in einem Teil des Friedhofs. Als Gruppe besprachen wir, dass dies Denkmäler für die Gefallenen der Weltkriege aus den umliegenden Gemeinden sind und anhand der Jahreszahlen ließ sich leicht herausfinden, welches Denkmal dem ersten und welches dem zweiten Weltkrieg zuzuordnen ist. Auch die Denkmäler, die dem Deutsch-Dänischen Krieg gewidmet sind, entdeckten einige aufmerksame Kinder und konnten allen weiteren diese zeigen.

Aus dem Unterricht wussten die Schülerinnen und Schüler bereits, dass es nicht nur Gräber für Särge, sondern auch für Urnen gibt. Die Urnengräber, die sich an unterschiedlichen Stellen auf dem Friedhof befinden, machten wir schnell ausfindig und eine Gruppe entdeckte sogar ein Urnengrab, das gerade frisch ausgehoben und für die Beisetzung vorbereitet worden war.

Warum es Gräber gibt, auf denen nur ein Holzkreuz steht und ein großer Erdhügel ohne Bepflanzung aufgeschüttet ist, konnte sich kaum ein Kind selbst erschließen. Unsere Praktikantin Frau Siewertsen erwies sich hier aber als richtige Expertin und konnte erklären, dass die Särge samt aufgeschütteter Erde noch bis zu einem halben Jahr absacken konnten, bevor das Grab fertiggestellt und hergerichtet werden kann.

Die Stimmung während und auch nach den Friedhofsgängen war größtenteils geprägt von großem Interesse, interessanten Entdeckungen und dem Respekt vor diesem Ort.

Viele Kinder stimmten darin überein, dass der Friedhof auch ein schöner Ort sein kann, andere konnten ihre Stimmung nur schwierig in Worte fassen. Wieder andere blieben bei ihrer vorherigen Vermutung, dass es bei ihnen eine traurige Stimmung auslöst, zu wissen, dass sie gerade vor der Grabstätte eines Menschen stehen.

Das Wahrnehmen all dieser Eindrücke und der Austausch darüber tragen zu einer bewussten Auseinandersetzung mit dem Thema Tod und Trauer bei.

SB

 

 

 

 

 

 

 

 

 
Letzte Aktualisierung am:
23.02.2023
 
(Alle Angaben ohne Gewähr)


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