Seit Montag sind Sommerferien. Eigentlich ist das
eine Zeit, in der in der Verwaltung und den Schulleitungsbüros
noch sehr geschäftig gearbeitet wird - die Klassenräume
aber verwaist und leer sind.
Betritt man aktuell das Schulgebäude der Auenwaldschule,
ergibt sich ein ganz anderes Bild. Schon beim Blick
in die Aula sieht man interessante Apparaturen: Dort
hängen Pendel, schweben Luftballons und rollen Murmeln
auf verschieden geformten Bahnen ins Ziel.
Fußgetrappel ist im Flur zu hören. Eine Lerngruppe
geht fröhlich lachend in die Pause - eine andere Gruppe
rechnet spannende Mathematikaufgaben, bis die Köpfe
rauchen.
Und das in den Ferien? Ob die Auenwaldschule den Ferienbeginn
verpasst hat?
Unsere Schule folgte dem Ruf des Ministeriums, in den
Sommerferien einen Lernsommer für die Schülerinnen und
Schüler unserer Schule anzubieten. Es fanden sich Kolleginnen,
die freiwillig auf ihre unterrichtsfreie Zeit verzichten
und für die Kinder der Klassenstufen 1 - 4 Angebote
in Deutsch, Mathematik und Englisch unterbreiten.
Auch der Fachbereich Sachunterricht ist über ein ganz
besonderes Angebot, der Miniphänomenta, vertreten. Abgerundet
wird das Angebot durch einen erlebnispädagogischen Ansatz,
den die Schulsozialarbeit vorbereitet hat.
Beim Blick in die einzelnen Räume zeigte sich ein buntes
Bild. In einer ersten Klasse stand Schriftspracherwerb
auf dem Wochenplan. Es arbeiteten Kinder aus der Eingangsstufe
gemeinsam an den Tücken der Buchstaben, Laute und Synthese.
Es wurde viel gelacht, gelobt und man sah auf den ersten
Blick: Hier wird wirklich etwas bewegt! Als dann die
begleitende Lehrkraft auch noch Tablets auspackte und
ganz besondere Aufgaben zur Verfügung stellte, war es
um die Kinder geschehen: Jetzt wurde mit gleich noch
einmal so großem Engagement gelesen.
In den zweiten Klassen fand das Mathematik-Angebot
statt. Auch, wenn hier Kinder von Klasse 1 bis Klasse
4 sitzen, gelingt es der Mathematiklehrkraft ganz selbstverständlich,
die kleinen Unterschiede im Rechnen in den Klassenstufen
aufzuzeigen - und schon rechnen auch die jüngeren Kinder
mutig mit größeren Zahlen. Auch hier wird viel gelacht
- und viel gerechnet. Natürlich erfreuten sich die Mathe-Spiele,
die man vielleicht sonst nicht so oft im Unterricht
ausreichend ausprobieren kann, besonderer Beliebtheit.
Im Sprachenraum war die Konzentration greifbar. Am
ersten Tag des Lernsommers wurde ein sommerlicher Sprachschatz
erarbeitet: Es ging um Sandspielzeug, Sonnenschirme
und Eiscreme. Kurz darauf waren die Kinder auf einer
selbstentwickelten Schatzsuche (treasure hunt) unterwegs
und ergatterten allesamt die Schatztruhe, die mit Muscheln
gefüllt war.
Am Dienstag ging es dann vom Strand auf ein Schnorchelabenteuer
und es wurden die Namen der verschiedenen Unterwasser-Tiere
gelernt, bevor mit Tablets probiert wurde, wie ein kurzer
Stop-Motion-Film erstellt wird: Unzählige Einzelfotos
verschmelzen zu einem richtigen Film, der dann wahlweise
mit Sprechblasen oder eingesprochenen Texten arbeiten
wird und zwar „in English, please!“
Im Rahmen der ersten Lernsommerwoche entstanden übrigens
fünf beeindruckende Stop-Motion-Filme. Die begleitende
Lehrkraft konnte sich vollständig aus der Anleitung
zurückziehen, so sehr sprudelten die Ideen der Kinder.
Den Filmen sind die Detailverliebtheit und die atemberaubenden
Ideen der Kinder deutlich anzusehen. Ein mehrfaches
Anschauen lohnt sich unbedingt! Die Filme sind an anderer
Stelle der Hompage eingestellt.
Noch eine kleine Anmerkung: Als eigentlich der Inhalt
des Englisch-Angebots abschließend behandelt worden
war, kamen die Kinder auf den Gedanken, doch auch einmal
Playmobil-Figuren in einem Stop-Motion-Film zum Leben
zu erwecken. Leider wurde dieser Film dann nicht mehr
fertig. Er wurde aber im Schulleitungsbüro präsentiert
und traf hier auf uneingeschränkte Begeisterung.
„Oma Paloma“ stand auf dem Wochenplan der
Lesekinder - und sie ist sicherlich eine Oma, die sich
jedes Kind wünschen würde. Oma Paloma hat
wilde, rote Locken und lackierte Fingernägel. Sie
kann sogar Kunststücke auf Inlineskates vorführen
und hat noch viele andere tolle Ideen.
Eine Lektüre in einer kleinen Gruppe zu lesen, darüber
zu sprechen und dazu zu arbeiten ist schon ein ganz
besonderes Sommervorhaben. So wurde das Textverständnis
unterstützt, indem die Geschichte beispielsweise durch
Standbilder, Rollenspiele und Stabpuppentheater aufgearbeitet
wurde. Als besonderes Erlebnis wurden am Freitag noch
Briefe an die Autorin verfasst, in denen die Kinder
ihre Erfahrungen mit dem Buch verbalisieren werden.
Wer weiß
vielleicht bekommen die Kinder ja auch eine
Antwort?
Nach Abschluss dieser Woche wurde in der „Lesegruppe“
noch einmal reflektiert und die betreuende Lehrkraft
erhielt eine ausnahmslos positive Rückmeldung.
Es fielen Sätze wie: „Ich hatte total viel
Spaß!“, „Die Aufgaben waren genau
richtig und ich konnte sie gut bearbeiten.“ Oder
auch anerkennende Worte wie „Ich bin beeindruckt,
wie gut du das Buch ausgewählt und die Materialien
vorbereitet hast.“ Alle Kinder konnten Erfolgserlebnisse
verzeichnen und so hatte auch die begleitende Lehrkraft
das Gefühl, gestärkt und zufrieden in die
Ferien zu starten.
In der Aula klackerte derweil der eine oder andere
Versuchsaufbau. Warum schwebt ein Luftballon über einem
Luftstrom in der Luft und fliegt nicht einfach davon?
Welche Formen und Muster zeichnet ein Pendel in feinen
Sand und warum verschwindet ein Kreuz auf einer weißen
Fläche, wenn man sich ein Auge zuhält und langsam an
die Fläche herantritt? Warum klingen Regenfallrohre,
die mit Flipflops gespielt werden, unterschiedlich hoch?
Fragen über Fragen ‒ auf die man aber so
manches Mal auch Antworten finden kann, wenn man nur
richtig darüber nachdenkt. Eine Heulscheibe selbst
zu bauen, ist natürlich dann noch ein besonderes
Erlebnis und ein physikalisches Experiment zum Mitnehmen.
Gerade in einer sommerferienbedingt ruhigen Schule konnte
man die Stimmungslage in der Miniphänomenta aufgrund
der Geräuschentwicklung sehr gut beurteilen: Es
wurde laut gelacht und die einzelnen Versuchsaufbauten
wurde unter den Kindern gegenseitig erklärt.
Im Schulwald ‒ oder wenn das Wetter es nicht
anders zulässt in der Sporthalle ‒ fand das
erlebnispädagogische Angebot statt. Es waren Aufgaben
in der Natur zu lösen und so mancher kleine Auenwaldler
stellte fest, dass nicht alle Bauaufgaben im Wald leicht
umzusetzen sind.
In der Halle wurde dann, als der Regen draußen
sturzbachartig niederrauschte, gemütlich ein Tennisball-Minigolf-Parcours
bezwungen. Die gute Stimmung war an allen Tagen greifbar
‒und ganz sicher haben die Kinder wenig das Gefühl,
auch in den Ferien in die Schule zu müssen.
Am Ende dieser ersten Ferienwoche beginnen dann auch
für die Auenwaldler die Sommerferien, die wir dann eine
Woche früher beenden werden, wenn die zweite Woche Lernsommer
beginnt.
DJ
|