Ein König hatte eine Tochter, die war über alle Maßen
schön, aber dabei so stolz und übermütig, dass ihr kein
Freier gut genug war. Sie wies einen nach dem andern
ab und trieb noch dazu Spott mit ihnen
Der eine war
ihr zu dick, der andere zu lang, der dritte zu kurz.
Und so hatte sie an einem jeden etwas auszusetzen. Besonders
machte sie sich über einen jungen König lustig, dessen
Bart lang war und beim Sprechen wippte. Sie nannte ihn
deswegen König Drosselbart.
Der alte König aber, als er sah, dass seine Tochter
nichts tat als über die Leute zu spotten und alle Freier,
die da versammelt waren, verschmähte, ward er zornig
und schwur sie sollte den ersten besten Bettler zum
Mann nehmen, der vor seine Schlosse stände.
Der junge König hörte dies und schmiedete
einen Plan. Er kaufte von einem Bettler die zerschlissene
Kleidung und trat vor das Schloss. Der alte König
machte sein Versprechen war und der Bettler nahm die
Tochter zur Frau. Die Königstochter erschrak, aber
der König sagte: „Ich habe den Eid getan,
dich dem ersten besten Bettelmann zu geben, den will
ich auch halten“. Es half kein Weinen und die
Tochter musste mit dem Bettler zu Fuß ziehen,
denn ein Pferd hatte der Bettler nicht, sondern nur
einen alten Karren.
Gemeinsam kamen sie in einen großen Wald und auf eine
schöne Wiese und als sie hörte, dass Wald und Wiese
dem König Drosselbart gehörten, wurde sie ganz traurig.
Um im Winter etwas zu Essen zu haben, sollte die Königstochter
Tonwaren auf dem Markt verkaufen. Sie zierte sich sehr,
ging dann aber trotzdem los. Es kam aber ein betrunkener
Mann, der den Korb mit den Tonwaren fallen ließ.
Nun ward die Königstochter eine Küchenmagd, musste
dem Koch zur Hand gehen und die anstrengendste Arbeit
tun. Als der junge König zum Hochzeitsfest einlud, verriet
er dem alten König, dass er der Bettler gewesen war.
Als die Königstochter das Essen brachte, erzählte
der König Drosselbart von seinem Verwechslungsspiel
und die Königstochter konnte ihrem Mann, den sie
schmerzlich vermisst hatte, in die Arme fallen. Nun
wurde richtig Hochzeit gefeiert und zwar so, wie es
sich für Könige gehört: „Sieben
Tage und sieben Nächte lang!“
(Frei nach den Gebrüdern Grimm)
In diesem Jahr durften wir das Märchen „König
Drosselbart“ in unserer Aula sehen und erleben
und waren wieder einmal begeistert. Liebevoll gestaltete
Bühnenbilder, Kostüme und Dialoge begeisterten
die kleinen und großen Zuschauer. Die Kinder fieberten
mit dem König Drosselbart mit, versuchten ihm zu
helfen, die schöne, aber doch sehr eingebildete
und stolze Königstochter umzustimmen und freuten
sich mit allen, als König Drosselbart am Ende des
Märchens der Königstochter verriet, wer er
wirklich war.
Allen Gesichtern war während der gesamten Spielzeit
anzusehen, wie aufregend und spannend das Märchen präsentiert
wurde. Wie auch in den Jahren zuvor durften nach dem
großen Abschlussapplaus noch viele Fragen gestellt werden
und so konnten wir einen kleinen Einblick in die Theaterwelt
erhaschen.
Kleine Theatergeheimnisse, wie zum Beispiel der dampfende
Kochtopf oder der klirrende Scherbenhaufen der Tonwaren,
wurden heimlich verraten. Die kurze Probezeit und die
geringe Schauspielerzahl, mit der das Stück auf die
Bühne gebracht wurde, erstaunten alle Zuschauer und
wurden noch einmal mit einem kräftigen Applaus belohnt.
Wir freuen uns schon alle auf das nächste Jahr, wenn
die Morgensternbühne mit einer neuen Weihnachtsaufführung
an unsere Schule kommt! Vielen Dank an alle Schauspieler
für diesen tollen Vormittag!
MS
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