In den vergangenen Wochen gab es ein besonders wichtiges
Thema, mit dem sich unsere Schülerinnen und Schüler
intensiv beschäftigten. In einer Klasse wurde als Einstieg
ein Bilderbuch von Veronica Ferres gelesen und besprochen.
Für einen besseren Einblick in die Geschichte haben
die Kinder diese hier für sie noch einmal zusammengefasst:
„Jonas geht in die Grundschule. Er geht einmal
in der Woche mit seiner Klasse ins Schwimmbad. Eigentlich
mag er diese Besuche gar nicht so gern. Schwimmen kann
er nämlich noch nicht und die Übungen, die
die Nichtschwimmer machen sollen, findet er einfach
nur peinlich. Beim letzten Schwimmbadbesuch ärgerten
ihn andere Kinder aus seiner Klasse und Jonas nahm sich
eine Auszeit im Umkleideraum. Plötzlich kam ein
älterer Junge und sprach ihn an. Dieser Junge wollte
ganz komische Sachen von ihm wissen. Das fand Jonas
ganz blöd und machte ihm ein unangenehmes Gefühl
im Bauch. Jonas fand das gar nicht gut und wollte schnell
wieder zurück ins Wasser gehen. Aber der große
Junge versperrte ihm den Weg. Jonas bekam Angst. Dann
kamen größere Jungs in die Umkleidekabine
und Jonas konnte schnell weglaufen. Der große
Junge sagte noch: „Das ist unser Geheimnis! Erzähl
das bloß nicht weiter, sonst bekommst du Ärger!“
Jonas hatte jetzt gar keine Lust mehr auf das Schwimmen
und war auch ein bisschen gemein zu seinem besten Freund.
Der konnte das gar nicht verstehen. Jonas sagte: „Ich
darf das nicht sagen. Es ist sozusagen ein Geheimnis!“
„Ein blödes Geheimnis ist das, wenn man davon
so schlechte Laune bekommt!“, meinte sein bester
Freund. Da erzählt Jonas doch, was passiert ist.
Sein Freund war erschrocken und hatte eine gute Idee.
Gemeinsam gingen sie zu Jonas Mama und erzählten
ihr alles. Sie war stolz auf Jonas und sagte ihm: „Es
war richtig, dass du mir das erzählt hast. Niemand
darf dir so etwas sagen oder etwas mit dir machen, das
du nicht möchtest!“
Gemeinsam wurden die Bilder betrachtet und Stimmungen
und Gefühle abgelesen, erläutert, was der
Grund für einzelne Situationen in der Geschichte
sein könnte und Lösungen und Ideen gesammelt,
wie man helfen könnte. Immer wieder gab es für
die Kinder die Möglichkeit, eigene Erlebnisse zu
schildern, in denen sie sich unwohl fühlten, Ängste
hatten oder eine Situation erlebten, in denen sie einmal
Hilfe brauchten. „Eigentlich soll man aber mit
Fremden nicht reden“, so sagte in diesem Zusammenhang
eine Schülerin. Im Gespräch konnten wir klären,
dass diese Einstellung grundlegend genau richtig ist,
aber manchmal gibt es Momente, in denen darf und soll
man auch Fremde ansprechen, um Hilfe zu bekommen. Hier
ist es wichtig, auf das eigene Bauchgefühl zu hören
und sich selbst zu vertrauen.
Anschließend besuchten wir mehrfach die Ausstellung
„Echt klasse“ der PETZE, die bei uns im
Hause war. Hier konnten wir an unterschiedlichen dreieckigen
Stelen spielen, lesen, ausprobieren und eine ganze Menge
erleben. Besonders an den Stelen, die sich mit „Berührungen“
und „Gefühlen“ beschäftigten,
entwickelten sich spannende Gespräche unter den
Schülerinnen und Schülern. So wurden zunächst
gemeinsam die einzelnen Körperteile benannt und
anschließend weiße und schwarze Magnetpunkte
an die Stellen geheftet, an denen man berührt oder
eben auch nicht berührt werden mag. Schnell waren
sich die Kinder einig, dass es ganz bestimmte Stellen
gibt, an denen keiner berührt werden mag. Andere
Stellen dürfen nur bei einigen Kindern nicht berührt
werden. „Ich mag nicht so gerne am Arm festgehalten
werden.“ „Bei mir kitzelt das am Fuß immer
so doll. Deswegen mag ich das nicht.“
An anderen Stelen konnten Gefühle zugeordnet,
Situationen bewertet oder das „Nein-sagen“
geübt werden. Nicht nur der Knautschsack zum Gegentreten,
sondern auch eine Lärmampel, die bei einem lauten
„Nein“ ein Diskolicht produzierte, begeisterten
die Kinder besonders. Der Jubelthron wurde gerne besucht.
Insbesondere die Kinder, die sich selber unsicher fühlen
und nicht so selbstbewusst sind, setzten sich gerne
einmal mehr auf den Thron und ließen sich in aller
Ruhe bejubeln. „Das ist ein tolles Gefühl!“
Die Zeit in der Ausstellung ging jedes Mal viel zu
schnell vorbei und wir freuten uns sehr darüber,
dass die Ausstellung bei uns im Hause war und wir sie
so mehrfach besuchten konnten. Im Klassenraum sprachen
wir immer wieder, auch in Kleingruppen oder mit einem
Partner, darüber, was wir erlebt und gesehen haben
und gemeinsam konnten alle Kinder der Grundschule von
den Besuchen dieser Ausstellung folgendes mitnehmen:
„Mein Körper gehört mir! Ich darf alleine
über ihn bestimmen und wenn ich Hilfe brauche,
darf ich sie mir holen!“
MS
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