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Ein Vertriebener lässt in Böklund die Sackpfeife aufspielen

07.03.2013
 

Die Klasse 3 der Auenwaldschule Grundschule Böklund bespricht derzeit im Musikunterricht die „Bauern-hochzeit“ von Leopold Mozart. In dieser Musik kann man neben außermusikalischen Mitteln auch Instrumente hören, die man nicht jeden Tag und noch viel seltener in einem Orchester erleben kann. Die mittelalterlichen Instrumente Dudelsack und Drehleier sieht man eher auf Mittelaltermärkten, daher hörten sich die Schülerinnen und Schüler diese Instrumente erst einmal von einer CD ohne andere Begleitinstrumente an und lernten die Spielweise und die Besonderheiten (z.B. die Borduntöne) kennen. An dieser Unterrichtsstunde nahm auch Herr Büscher, ein Lehramtsstudent der Christian-Albrecht-Universität in Kiel, teil, der derzeit in Böklund ein Praktikum ableistet. Nach Unterrichtsschluss kam Herr Büscher noch einmal zu mir und erzählte, dass er Dudelsack spielen würde. Als Mitglied der Kieler mittelalterlichen Band „Die Vertriebenen“ erklärte er sich bereit, den Schülerinnen und Schülern einen Dudelsack vorzustellen und auch einmal zu spielen.

„Die Vertriebenen“ ‒ so benannt, weil die Band von Probestätten aufgrund der Geräuschbelästigung vertrieben wurde und sich mehrfach ein neues Probendomizil suchen musste ‒ spielen auf nach historischen Vorbildern gebauten Instrumenten wie Sackpfeife, Schalmei, Trommel und Ocinara selbstkomponierte oder überlieferte Stücke. Thies Büscher, bei den „Vertriebenen“ besser unter dem Künstlernamen „Thies der Kurze“ bekannt, spielt bereits seit 7 Jahren als Autodidakt Sackpfeife und musizierte sogar schon einmal mit seiner alten Band auf den Schleswiger Wikingertagen.

In der nächsten Musikstunde war es dann so weit. Schwer bepackt kam Herr Büscher mit zwei Sackpfeifen und einer mittelalterlichen Gewandung zum Musikunterricht. In einem großen Sitzkreis erklärte er zunächst die Funktions- und Spielweise seiner Sackpfeifen und zeigte uns die einfachen und doppelten Rohrblätter, die den Klang erzeugen. Die Melodiepfeife sah ein wenig wie unsere Blockflöten aus und hatte auch viele Löcher, die mit den Fingern zugedeckt werden können, um Melodien zu erzeugen. Sogar einen geschnitzten Ziegenkopf, der als Verzierung vor eine Melodiepfeife gesetzt werden kann, hatte Herr Büscher mit dabei und erzählte, dass früher auch oft der Kopf eines Königs in Holz geschnitzt wurde oder ein gefährlich anmutender Drachenkopf auf der Melodiepfeife Eindruck machte.

Dann ging es mit den Klassen 3 und 4a nach draußen. So eine Sackpfeife kann nämlich ganz schön laut werden und wir wollten ja den Unterricht der anderen Klassen nicht stören. Es war ziemlich windig und kalt ‒ sogar die Sackpfeife hatte mit den Frühlingsaußentemperaturen ein wenig Probleme. Aber ein paar Minuten wollten wir gern hören, wie denn so eine Sackpfeife klingt. Herr Büscher blies zunächst Luft in den Balg (oder Luftsack) und drückte sie dann mit dem Arm in das Instrument. Zuerst spielten die Bordunpfeifen los und dann kam die Melodie dazu. Es klang wie auf einem Mittelalterfest. Seine zwei Sackpfeifen, die schon in der Größe sehr unterschiedlich waren, waren auch klanglich gut zu unterscheiden. Eine Sackpfeife klang in a-Moll/G-Dur, die andere in e-Moll/F-Dur. Für Herrn Büscher gab es einen Riesenapplaus, der sich in „allerley Handgeklapper und Jubel“ äußerte.

DJ

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
Letzte Aktualisierung am:
03.06.2021
 
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